Europäische Stiftung

Aachener Dom

Lesung mit Hans-Ulrich Treichel

28.10.2019 | Literatur zur Nacht im Aachener Dom

–  Der Schriftsteller Hans-Ulrich Treichel hat am Montag, dem 28. Oktober 2019, im Aachener Dom aus der Erzählung „Tagesanbruch“ gelesen. Er erzählte  die Geschichte einer jahrzehntelangen verschwiegenen Gewalterfahrung. Eine Mutter vermag erst am Totenbett ihres Sohnes das bisher Unausgesprochene auszusprechen. Das Buch ist 2016 im Suhrkamp-Verlag erschienen.
Hans-Ulrich Treichel, 1952 in Versmold geboren, ist eine jener seltenen Doppelbegabungen, die Wissenschaft und Dichtung auf ideale Weise verbinden. Seine Eltern, die im Januar 1945 vor der Roten Armee aus Ostpreußen nach Ostwestfalen flohen, wirkten mit am Wirtschaftswunder durch einen Tabakhandel. Er wuchs zwar mit zwei Brüdern auf, bezeichnet aber dennoch die „Leere als die prägendste Erfahrung seiner Kindheit“. Nach dem Abitur studierte er Germanistik an der Freien Universität Berlin, wo er 1984 mit einer Arbeit über das Werk Wolfgang Koeppens promoviert wurde. Von 1985 bis 1991 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin, an der er sich 1993 habilitierte mit einer Untersuchung des „Auslöschungsverfahrens in der literarischen Moderne“. Seit 1995 lehrt Treichel am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, das die Möglichkeit bietet, literarisches Schreiben zu erlernen, wie die mit Josef Haslinger 2005 herausgegebenen „Berichte aus der Werkstatt“ belegen.

von links: Dompropst em. M. v. Holtum, Dr. J. Linden, Prof. B. Lermen, Hans-Ulrich Treichel, Prof. W. Braungart – Foto: Domkapitel Aachen, Andreas Steindl

In seinen 2000 erschienenen Frankfurter Poetikvorlesungen beschreibt er „am eigenen Fall das Werden eines Autors“: Wie das Leben ihn „zu dem macht, was er heute ist“: ein „Schriftsteller“, und zwar ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Lyriker, Epiker, Essayist und Literaturwissenschaftler. Hans-Ulrich Treichel, der Ende der siebziger Jahre als Lyriker debütierte und bereits 1986 mit dem Gedichtband „Liebe Not“ bekannt wurde, ist einer der erfolgreichsten Prosaautoren unserer Tage. Ausgehend von seiner eigenen Familiengeschichte umkreist er schon in seinem ersten, 1998 erschienenen Roman „Der Verlorene“ die Traumata von Krieg und Flucht und das verheerende Schweigen der deutschen Nachkriegsgesellschaft. In autobiographischem Erzählgestus schildert er die Fluchterfahrungen seiner Eltern: die Hilflosigkeit des kriegsversehrten, einarmigen Vaters und die Verzweiflung der schwer traumatisierten Mutter, der auf der Flucht „der erstgeborene Sohn abhanden gekommen ist“.
Prof. Dr. Wolfgang Braungart von der Universität Bielefeld führte in die Lesung ein. Musikalisch begleitete sie Almuth Ensinger, Violoncello, und Berthold Botzet, Orgelpositiv.

Foto: Domkapitel Aachen, Andreas Steindl

Foto: Domkapitel Aachen, Andreas Steindl

Veranstalter der Lesung mit Hans-Ulrich Treichel war die Europäische Stiftung Aachener Dom.
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