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Aachener Dom

„Fake News als Gefahr für die europäische Demokratie“: Youtube-Star zu Gast im Dom

Kann man mit seriöser Wissensvermittlung auf YouTube oder Instagram berühmt werden, wo es – vermeintlich – eher um „seichten“ Content wie Tanzvideos, Beauty-Tutorials, Videospiele oder Fitnesserfolge geht? Ja, man kann! Wenn man, so wie der Journalist und Moderator Mirko Drotschmann, schulische Themen aus den Bereichen Geschichte, Politik und Medien zielgruppengerecht aufbereitet. Auf seinem YouTube-Kanal MrWissen2go, der Teil des Online-Medienangebots funk der ARD und des ZDF ist, folgen ihm aktuell 2,1 Millionen Abonnenten. Auf einem zweiten Kanal („MrWissen2go Geschichte“), der im Januar mit Terra X fusionierte, informieren sich 1,2 Millionen Schülerinnen und Schüler über historischen Schulstoff.

Kein Wunder also, dass der Andrang groß war, als Mirko Drotschmann auf Einladung der Europäischen Stiftung Aachener Dom (ESAD) über „Fake News als Gefahr für die europäische Demokratie“ sprach. Den 37-Jährigen treibt die Sorge um eine zunehmende Dominanz von Fake News in sozialen Netzwerken um. Die Verbreitung von Hass und Hetze sorge bei vielen Menschen für Unsicherheit und Missmut, was zu einer Gefahr für die Demokratie und den Frieden werden könne.

Wie unterscheidet man seriöse Quellen von dubiosen?

In seinem Vortrag von der Länge einer Schulstunde nahm der beliebte „Nachhilfelehrer“ zunächst eine Begriffsdefinition vor, ehe er sich den unterschiedlichen Urhebergruppen, deren Absichten und einigen konkreten Beispielen zuwandte. Der Papst in stylisher Daunenjacke? Ein KI-Foto! Das HI-Virus gezüchtet als Biowaffe in einem US-Labor? Eine bereits 1983 in einer indischen Zeitschrift veröffentlichte und dann international verbreitete Verschwörungstheorie, zu der sich später der russische Geheimdienst KGB bekannte. Afrikanische Flüchtlinge, die in Italien einen Polizeiwagen zertrümmern? In Wirklichkeit Schauspieler, die an einer Filmproduktion teilnehmen!

Da stellt sich natürlich die Frage, wem man was glauben kann und wie sich seriöse Accounts und Quellen von dubiosen unterscheiden. Drotschmann gab den Schülerinnen und Schülern eine Handlungsempfehlung mit auf den Weg: Nicht alles glauben, sondern einen zweifelhaften Beitrag kritisch analysieren und die Fakten checken. Wie das geht? Zum Beispiel durch Überprüfung des Autors oder Impressums einer Seite und des Wahrheitsgehalts eines beschriebenen Ereignisses. An dieser Stelle zeigte er das angeblich in einem Dortmunder Einkaufscenter aufgenommene Foto eines Weihnachtsbaums, der von Menschen mit Migrationshintergrund „gestürmt“ und demoliert wird. Schnell lasse sich herausfinden, dass es in Dortmund kein Einkaufszentrum mit einer solchen Architektur gebe. Als hilfreiches Tool für Foto-Recherchen nannte Drotschmann die Rückwärtssuche bei Google. Außerdem böten die Internetseiten der öffentlich-rechtlichen Sender oder der Bundeszentrale für politische Bildung eine gute und seriöse Orientierung über aktuelle Themen an. Wenn es um historisches Wissen gehe, empfehle sich – ganz retro – durchaus der Gang in eine Bibliothek und die Lektüre von Büchern, sagte der YouTuber mit einem Augenzwinkern.

Lebhafte Debatte im Anschluss

Dem Vortrag folgte eine Fragerunde, bei der die Jugendlichen „MrWissen2Go“ die unterschiedlichsten Fragen zu überwiegend aktuellen politischen Themen stellten: vom Ukrainekrieg über die Wirksamkeit einer Grundrechtsverwirkung oder Quellentipps zum Marshallplan bis hin zu Drtoschmanns früheren Qualitäten als Rapper. Der Dom wurde zum Ort einer lebhaften, aber disziplinierten Debattenkultur, die weit entfernt von den oft aufgeheizten Debatten in den sozialen Medien war. Kälter wurden zum Schluss nur die Temperaturen. Bevor sich Mirko Drotschmann geduldig für Selfies und Gruppenfotos aufstellte, eilte er flugs in die Sakristei, um seine Winterjacke zu holen.

In seinem Dankwort legte Dompropst Rolf-Peter Cremer die Motivation der Stiftung dar, an diesem geschichtsträchtigen Ort Fragen von gemeinsamen Werten in Europa zu diskutieren: „Wir freuen uns, wenn wir insbesondere mit jungen Menschen ins Gespräch darüber kommen, welche Grundlagen aus dem Evangelium heraus zu einer solidarischen Gemeinschaftsbildung in Europa beitragen.“

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