Ein „Besinnungsort der Zeit“: Rüdiger Safranski philosophiert im Dom über die europäische Zeit im Wandel
Das Oktogon als „erfahrungsgünstiger Raum“ für die kulturelle Einheit Europas, als Besinnungsort der Zeit: Das war die Botschaft, die der philosophierende Schriftsteller Prof. Dr. Rüdiger Safranski in den Aachener Dom brachte. Auf Einladung der Europäischen Stiftung Aachener Dom (ESAD) sprach er zwei Tage vor Allerheiligen über die Zeit im europäischen Wandel. Oberbürgermeister a.D. Jürgen Linden als ESAD-Vorsitzender und Dompropst Rolf-Peter Cremer als Hausherr begrüßten rund 200 Gäste, die der Rede Safranskis über die Differenzierungen zwischen Eigenzeit und Weltzeit aufmerksam folgten.
Noch nie, betonte Safranski vor dem Hintergrund von Klimawandel und Krieg, sei die befristete Lebenszeit des einzelnen Menschen so eng mit der Erfahrung einer befristeten Weltzeit verflochten wie in unserer „Zeitenwende“. Wichtiger als das Suchen nach einer besten Lösung sei es manchmal, Ausschau nach einer zweitbesten Lösung zu halten und sich von der „Herrschaft der Uhren“ und der Pseudopräsenz der Echtzeitkommunikation zu distanzieren. Moderator Dr. Stephan Kaußen schloss mit einem afrikanischen Sprichwort: „Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit.“